
Gastvortrag mit Julia von Mende
Am Montag, den 16. Mai findet zwischen 17:00 und 18:30 Uhr der zweite Gastvortrag des Sommersemesters 2022 statt. Unser Gast, Julia von Mende von der Bauhaus Universität Weimar wird einen Einblick in ihr aktuelles Projekt geben. Der Titel des Vortrags lautet: "On the Spatialization of Contemporary Eating Practices". Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Der Gastvortrag findet in einem hybriden Format, auf dem Campus am Salzufer 6, 10587 Berlin in Studio 2, und via Zoom statt.
Unten finden Sie die Details für die Teilnahme über ZOOM.
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Studierende aller Fachrichtungen sind herzlich eingeladen, an einem interdisziplinären Austausch teilzunehmen. Lasst euch inspirieren und lernt neue Perspektiven kennen!
Über das Projekt: "On the Spatialization of Contemporary Eating Practices"
von Julia von Mende
Im Alltag deutscher Großstädter wird immer seltener selbst gekocht, während das Angebot an zeitlich und räumlich flexibilisierten schnellem Essen außer Haus, Lieferdiensten und dergleichen wächst. Was ist also in der Küche los, wenn dort immer weniger gekocht und gegessen wird, und es andererseits kaum noch einen Ort gibt, an dem nichts eingenommen wird? Während ‚Essen‘ und die dazugehörige Nahrungszubereitung multidisziplinär erforscht wurden, ist über deren alltags-räumliche Zusammenhänge wenig bekannt.
Diese Forschungslücke sucht die Untersuchung, anhand einer Gegenwarts-Betrachtung von Essenspraktiken und ihren räumlichen (Un-)Ordnungen im urbanen Kontext deutscher Großstädte, zu schließen. Angesiedelt im interdisziplinären Feld zwischen Architektur und den kulturwissenschaftlich orientierten Sozialwissenschaften antwortet die empirische Studie auf die Vielschichtigkeit des Forschungsgegenstands mit einer Methodenkombination aus Feldforschung, Befragung und zeichnerischen Analysen.
Untersuchungen in Küchen in Berliner Privathaushalten führen an Orte außer Haus wie Verkehrsknotenpunkte, Teeküchen im Erwerbsalltag, Mietküchen und gastronomische Einrichtungen. Entlang des Begriffs der Verräumlichung wird nach raumzeitlichen Nutzungsmustern, der Bedeutung von Räumen und deren Entstehung sowie Veränderung in der prozesshaften Aneignung gefragt.
Transitorische Praktiken, die Wirkmächtigkeit bestehender räumlicher Strukturen und materieller Objekte, räumliche Neuzuordnungen und Entgrenzungen zwischen Privathaushalt und Stadt sowie die Inversion von privater und öffentlicher Sphäre werden als Phänomene der Verräumlichung gegenwärtiger Essenspraktiken beschrieben. Vor dem Hintergrund historischer Exkurse und des sozialwissenschaftlichen Gegenwarts-Diskurses, insbesondere anhand Hartmut Rosas Theorie der „gesellschaftlichen Beschleunigung“, werden diese eingeordnet und ihre Determinanten identifiziert. Die Arbeit eröffnet Einblicke in die gegenwärtigen räumlichen Zusammenhänge des urbanen Essalltags und zeigt die enge Verflochtenheit des Essens als soziale Praktik mit sämtlichen Bereichen des Lebensalltags.
Über Julia von Mende
Julia von Mende ist Architekturtheoretikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Urbanistik. Ihr Forschungsinteresse liegt in der disziplinübergreifenden Untersuchung räumlicher Strukturen und Zusammenhänge von Alltagspraktiken wie Essen und Wohnen. In ihrer Dissertation, die sie während ihrer wissenschaftlichen Mitarbeit am Lehrstuhl Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens an der Architekturfakultät der RWTH Aachen bearbeitet und abgeschlossen hat, untersuchte sie die Verräumlichung gegenwärtiger Essenspraktiken. Ausgangspunkt dafür war ihre wissenschaftliche Mitarbeit im interdisziplinären Projekt "Die Anthropozän-Küche" am Exzellenzcluster “Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor” an der Humboldt-Universität zu Berlin. Weiterhin hat sie an der UdK Berlin, der TU Dresden, der Ecole d’Architecture de Paris-Belleville, der HS Sachsen-Anhalt Dessau und der Kunsthochschule Weißensee gelehrt.