
Prof. Artinger leitet Seminar: Economics & Psychology
Prof. Dr. Florian Artinger, Studiengangsleiter des BA Digital Business & Management, leitete das kürzlich stattgefundene Economics and Psychology Seminar - eine gemeinsame Initiative des Sorbonne Economics Centre und der Paris School of Economics. Im Rahmen des Seminars, das sich mit Verhaltens- und experimenteller Wirtschaftsforschung, Kognitionswissenschaft und experimenteller Psychologie beschäftigt, präsentierte Prof. Dr. Florian Artinger seine neueste Forschungsergebnisse zum Thema: "Arbeitsleistung, wenn individuelle Anreize kaum vorhersehbar sind: Eine Analyse des Verhaltens von Taxifahrern". Das Seminar wurde per Zoom am Freitag, 25. März, übertragen.
Kurzbeschreibung:
Wenn Anreizänderungen wenig vorhersehbar sind: Eine Analyse des Verhaltens von Taxifahrern
von Florian M. Artinger, Gerd Gigerenzer, Perke Jacobs
Das Herzstück der Wirtschaftswissenschaften ist die Untersuchung der Frage, wie Anreize das Verhalten beeinflussen. In seiner einfachsten Form bedeutet dies, dass Menschen mehr arbeiten, wenn sie mehr Geld bekommen können. Eine einflussreiche Studie von Colin Camerer und Kollegen aus dem Jahr 1997 legt jedoch nahe, dass Menschen gegen diese Grundannahme verstoßen.
Die Autoren untersuchten beispielsweise das Verhalten von New Yorker Taxifahrern, die ihre Zeit frei einteilen können, und stellten fest, dass die Fahrer ein Einkommensziel für einen bestimmten Tag festlegen. Ein solches Ziel ist zum Beispiel, 100 USD zu verdienen. Wenn die Fahrer dieses Ziel erreichen, beenden sie ihre Schicht. Dies bedeutet, dass die Fahrer ihr Einkommensziel schneller erreichen und früher aufhören, wenn an einem bestimmten Tag eine größere Nachfrage nach Taxifahrern und damit ein höherer Stundenlohn besteht.
Die Wirtschaftstheorie legt etwas anderes nahe: Wenn die Möglichkeit besteht, einen höheren Stundenlohn als üblich zu verdienen, sollte dies zu größeren Anstrengungen und längeren Arbeitszeiten führen. Die Studie von Camerer et al. ist zum Aushängeschild der Verhaltensökonomie geworden, bei der Menschen offensichtlich irrational handeln und gegen die Wirtschaftstheorie verstoßen. In dieser Studie analysieren wir das Verhalten von Hamburger Taxifahrern (die Daten aus New York waren nicht öffentlich zugänglich) und zeigen, dass Taxifahrer keineswegs irrational handeln. Vielmehr ist es kaum möglich, Veränderungen des Stundenlohns vorherzusagen. Wir präsentieren einen alternativen Weg, das Verhalten von Taxifahrern zu verstehen, der sie als alles andere als irrational darstellt.