BI Talk Halim Madi
Planting Secrets: Poetics of Migration and Machine
Vortragsabstract:
Was, wenn Künstliche Intelligenz nicht nur ein technologisches Phänomen ist, sondern ein psychisches Spiegelbild, eine Fortsetzung unserer ältesten Überlebensstrategie? Diese Lecture-Performance untersucht die tiefe Resonanz zwischen migrantischem Bewusstsein und Cyborg-Bewusstsein. Halim Madi reflektiert unter Bezugnahme auf Bernard Stieglers Theorie der Epiphylogenese und André Leroi-Gourhans evolutionäre Anthropologie über die Wege, auf denen Menschen schon immer Erinnerung externalisiert haben – von Steinwerkzeugen über Sprache bis hin zu Servern und großen Sprachmodellen. Der Migrant, der stets mit Brüchen rechnet, wird so zum Prototyp der Zukunft: gezwungen, so wenig wie möglich mitzunehmen und damit seine Seele anderswo einzuschreiben. Durch poetische Erzählungen und philosophische Fragmente lädt der Vortrag dazu ein, KI nicht als fremdes „Anderes“, sondern als eine Art Notfallrucksack zu betrachten – ein Werkzeug, geboren aus dem Exil, das die Fragmente von Selbst, die wir nicht länger tragen können, aufbewahrt.
Über Halim Madi:
Halim Madi ist eine libanesische Künstlerin und Forscherin, die an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz, Migration und poetischen Technologien arbeitet. Mit einem Hintergrund in Data Science und einer Praxis, die in Performance und elektronischer Literatur verwurzelt ist, untersucht seine Arbeit, wie Erinnerung, Identität und Sprache durch Maschinen codiert, verlagert und remixt werden. Derzeit ist Halim als Resident Artist bei Counterpulse (San Francisco) tätig und schafft Installationen, Vorträge und digitale Rituale, die die Ästhetik der Verlagerung und die Psychotechniken des Überlebens erforschen. Seine jüngsten Projekte betrachten KI nicht als Werkzeug, sondern als Spiegel des diasporischen Bewusstseins – ein Ort sowohl der Externalisierung als auch der Gemeinschaft.

