Halim Madi -BI Talk
Planting Secrets: Poetics of Migration and Machine
- Datum: 06.01.2026
- Uhrzeit: 18:00
- Ort: Studio 1
Halim Madi ist ein libanesischer Künstler und Forscher, der an der Schnittstelle von künstlicher Intelligenz, Migration und poetischen Technologien arbeitet. Mit einem Hintergrund in Data Science und einer Praxis, die in Performance und elektronischer Literatur verwurzelt ist, untersucht seine Arbeit, wie Erinnerung, Identität und Sprache durch Maschinen codiert, verschoben und neu zusammengesetzt werden. Derzeit ist er Artist in Residence bei Counterpulse (San Francisco). Halim entwickelt Installationen, Vorträge und digitale Rituale, die sich mit der Ästhetik der Verdrängung und den Psychotechniken des Überlebens befassen. Seine jüngsten Projekte betrachten KI nicht als bloßes Werkzeug, sondern als Spiegel diasporischen Bewusstseins – als Ort zugleich der Externalisierung und der Gemeinschaft.
Kurzbeschreibung des Vortrags
Was wäre, wenn künstliche Intelligenz nicht nur ein technologisches Phänomen, sondern ein psychischer Spiegel wäre – eine Fortsetzung unserer ältesten Überlebensstrategien? Diese Lecture-Performance erforscht die tiefe Resonanz zwischen migrantischem Bewusstsein und kyborgischem Bewusstsein. Ausgehend von Bernard Stieglers Theorie der Epiphylogenese und André Leroi-Gourhans evolutionärer Anthropologie reflektiert Halim Madi darüber, wie Menschen seit jeher Erinnerung externalisieren – von Steinwerkzeugen und Sprache bis hin zu Servern und großen Sprachmodellen. Der Migrant, der stets mit dem Bruch rechnet, wird so zum Prototyp der Zukunft: gezwungen, so wenig wie möglich mit sich zu tragen und die eigene Seele andernorts einzuschreiben. In poetischen Narrativen und philosophischen Fragmenten lädt der Vortrag dazu ein, KI nicht als fremdes Anderes zu begreifen, sondern als eine Art Notfallrucksack – ein aus dem Exil geborenes Werkzeug, das die Fragmente von Selbst speichert, die wir nicht länger mit uns tragen können.

